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Donnerstag, 4. Mai 2017

Nordkorea und was vergessen wird

Nord-Koreas Führung ist verrückt und gefährlich sagen sie. Wenn sie Atombomben hätten und dazu passende Raketen, würden sie andere Länder vernichten, deshalb müsse man Nordkorea vorher vernichten. Man hätte ja praktisch keine andere Wahl. ... Dabei wird vergessen, dass Nordkorea, und auch seine "verrückte Führung" wohl kaum die absolute Vernichtung des Landes riskieren wird, indem es ein anderes Land mit Atomwaffen angreift. So verrückt ist ein System nicht, das sich so lange gegen mächtige Gegner an der Macht gehalten hat. Dabei wird auch vergessen, dass nur ein einziges Land bisher Nuklearwaffen und dann noch gezielt gegen Zivilisten eingesetzt hat. Und gleich zwei unterschiedliche, um die verschiedenen Wirkungen studieren zu können. Dabei wird vergessen, dass das Land, die USA, das ständig droht, einen Angriffskrieg gegen Nord Korea vom Zaum zu brechen, schon einmal mit Bombenteppichen 20% der Bevölkerung Nord-Koreas getötet hatte, ohne jemals für seine Kriegsverbrechen belangt worden zu sein. Und dass offen sichtlich nur der Besitz von Kernwaffen wirklich als Abschreckung eines so gewaltigen Gegners geeignet ist. Im "The Intercept" schreibt Mehdi Hasan dazu:


"... Für die Akten: Es war Nord Korea, und nicht die Amerikaner oder ihre südkoreanischen Verbündeten, die im Juni 1950 den Krieg begannen, als sie den 38. Breitengrad überschritten und eine Invasion des Süden begannen. Trotzdem, 'was kaum ein Amerikaner weiß oder erinnert', sagt der Historiker Bruce Cumings von der Universität Chicago in seinem Buch 'Der Korea-Krieg: Eine Geschichte', "ist, dass wir den Norden drei Jahre lang mit Bombenteppichen belegten, ohne jede Rücksichtnahme auf zivile Opfer".

Wie viele Amerikaner sind sich z.B. bewusst darüber, dass die US Flugzeuge über der koreanischen Halbinsel mehr Bomben (635.000 Tonnen) und Napalm (32.557 Tonnen) abwarfen, als während der gesamten Zeit des Pazifikkrieges gegen die Japaner im 2. Weltkrieg? .... "
Der Autor weist darauf hin, dass Curtis LeMay, Chef des strategischen Luftkommandos während des Korea Krieges erklärt hatte, dass die Luftwaffe 20% der Bevölkerung ausradiert hätte. Er wird zitiert mit den Worten: "Wir gingen rüber und kämpften den Krieg und brannten jede Stadt in Nord Korea nieder". Ja, jede Stadt und 3 Millionen Zivilisten.

Wer hörte von vom No Gun Ri Massaker vom Juli 1950, in dem hunderte zivile Koreaner durch US-Bomber und Mitglieder des 7. US Kawallerieregimentes ermordet wurden, als sie versuchten, sich unter einer Brücke in Sicherheit zu bringen. Und das ist nur ein Beispiel für dutzende von Kriegsverbrechen. Aussagen von US-Kommandanten finden sich in Augenzeugenberichten, die davon redeten "Tötet alle" die das "Ausrotten aller Nordkoreaner" forderten.

Und nun schaue man sich die Politik der USA in der Folge an. Die unzähligen geführten Angriffskriege, Bombenteppiche, RegimeChanges. Und bis heute weigern sich die USA einen Friedensvertrag mit Nord Korea zu schließen, und damit Sicherheitsgarantien zu geben. (Aber selbst die erscheinen im Licht der Kriege gegen einstige Verbündete wie Saddam Hussein als wenig überzeugend.)

Schon 1952 erschien das Buch "The hidden History of the Korean War" von I.F. Stone. Es war über Jahrzehnte die einzige Arbeit, die relativ unvoreingenommen über den Krieg berichtete, wenn auch relativ blauäugig im Geiste seiner Zeit. Aber in vielen Ländern kennen noch nicht einmal Studenten der Koreanistik oder verwandter Studiengänge das Buch, haben keine Ahnung, was und wie der Koreakrieg wirklich war. Dabei muss sogar Wikipedia massenhafte und ausgedehnte Kriegsverbrechen der USA zugeben:
"...Die Zahl der oft unschuldigen Opfer bei den Massakern in Südkorea war aufgrund der antikommunistischen Hysterie besonders hoch. So gibt es dokumentierte Berichte über viele Massenhinrichtungen, bei denen Mitglieder der Kommunistischen Partei und von angeblich kommunistenfreundlichen Gruppierungen getötet wurden. Zugleich wurden unzählige Zivilisten – manchmal auch deren Familien mit Kindern und Greisen[17] – von US-Truppen getötet, weil sie angeblich mit dem kommunistischen Nordkorea zusammengearbeitet hatten.[18] Nach offiziellen amerikanischen Dokumenten beläuft sich die Zahl der Getöteten auf etwa 300.000 Personen. Dabei waren viele Menschen nur aus Not den Kommunisten beigetreten – diese verteilten, um Unterstützer zu werben, Nahrungsmittel an alle neuen Mitglieder und Aktivisten. Gerade in den weitgehend zerstörten Gebieten mit häufig wechselnden „Besatzern“ hing das Überleben der Familien von dieser Hilfe ab.

Ein dokumentiertes Kriegsverbrechen der US-Armee war am 26. Juli 1950 das Massaker von Nogeun-ri. Dort hatten sich amerikanische Soldaten in Erwartung der nordkoreanischen Armee eingegraben. Bevor jedoch die kommunistischen Kämpfer das Dorf erreichten, ergoss sich ein Strom von Flüchtlingen, die vor den Kämpfen flüchteten, über den Flecken. Die US-Soldaten, die auch infiltrierende Guerilleros unter den Flüchtlingen befürchteten, eröffneten das Feuer und töteten rund 400 Zivilisten. Bis ins Jahr 2001 wies die Regierung der USA jeglichen Vorwurf eines Kriegsverbrechens zurück.[19][20] ..."

FAZIT

Fassen wir zusammen: Ein kommunistisches Regime in Nordkorea versuchte, gegen den Willen Stalins und der chinesischen Führung, mit Gewalt den Süden des Landes zu besetzen, um die Wiedervereinigung unter der eigenen Führung zu erzwingen. Daraufhin wird das Land in Schutt und Asche gelegt, die vollständige Zerstörung Nordkoreas verhindern nur ungewollt die Chinesen unter ungeheuren eigenen Verlusten und erkämpften den Rückzug der Truppen, die nun den Norden besetzen wollten, zurück zum 38. Breitengrad. Die Generäle der USA forderten dutzende von Atombomben auf China abzuwerfen, was die US-Regierung aus Angst vor einem Atomkrieg mit Russland ablehnte. Washington glaubte damals, dass China und Nordkorea nur als Marionetten Moskaus agierten. Dies dürfte China vor über 30 Atombomben gerettet haben. Seitdem drohen die USA ständig mit einem "Präventivkrieg", innerhalb eines Konfliktes, der noch nie durch einen Friedensvertrag beendet wurde. In diesem Kontext versucht das längst militärisch weit unterlegene Nordkorea, die Abschreckung eines Angriffs durch Kernwaffen zu erhöhen. Aber der Gegner, ein Land, das bereits Kernwaffen gegen einen Gegner eingesetzt hatte, und das wiederholte Male mit dem Einsatz gedroht hatte, will dies nicht zulassen, ohne aber bereit zu sein, Sicherheitsgarantien zu geben.

Durch die Aufrechterhaltung der Spannungen sichern sich die USA den strategischen Partner Südkorea und einen der größten Militärstützpunkte, Vorposten im erwarteten Krieg gegen China. (China hat sich längst aus Nordkorea zurück gezogen.) Jetzt hat die Regierung der USA sogar in einer Phase der Unfähigkeit der südkoreanischen Regierung frei zu agieren, im Schnelldurchgang kernwaffenfähige Raketen"Abwehr"-Systeme stationiert. Die nicht nur in der Lage sind, eventuelle chinesische Zweitschlag-Kernwaffen zu neutralisieren, sondern auch selbst Kernwaffen zu verschießen. Was zu Demonstrationen in Südkorea führte, und den aussichtsreichsten Bewerber bei den nächsten Wahlen zu ungewöhnlich deutlichen Worten gegen die USA veranlasst hatte.

Das Regime in Nordkorea ist aus westlicher Sicht zweifelsohne schlimmer als es Saddam Hussein oder Gaddafi waren, deshalb mögen es deutsche Medien für "unabwendbar" halten, wenn Trump das Land bombardiert. Trotzdem wäre das ein weiteres Kriegsverbrechen der schlimmsten Art, wie wir seit den Nürnberger Prozessen wissen, nämlich ein Angriffskrieg, egal wie es die Medien nennen mögen.

2 Kommentare:

  1. Da hatten wir aber Glück, dass die Wiedervereinigung friedlich ablief. Nun gut, sie ging auch in die andere Richtung. Aber Atomwaffen gibt es auch bei uns und einen Friedensvertrag haben auch wir bis heute nicht. Warum wohl?

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  2. https://www.youtube.com/watch?v=S95j-bEeim0 Film mit historischen Aufnahmen über die Kriegsverbrechen der USA im Koreakrieg.

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